Facebook sammelt fleißig Daten seiner Nutzer und wertet diese aus. Zu den begehrten Informationen gehört auch der jeweilige Standort, an dem sich der Nutzer befindet, wenn er beispielsweise etwas auf Facebook postet oder mit anderen Nutzern chattet. Diese Daten haben es in sich, wie ein künftiger Facebook-Praktikant mit einem kleinen selbst entwickelten Tool eindrucksvoll belegt.
Der Facebook-Messenger ist auf Tablets und Smartphones oft im Einsatz, denn er macht das Chatten mit Facebook-Bekanntschaften einfach und bequem. Doch wer diese App so benutzt, wie sie "ab Werk" konfiguriert ist, sendet mit jeder einzelnen Chatnachricht auch immer eine Standortmeldung mit. Was sich aus diesen Daten alles heraus lesen lässt, hat der Harvard-Student Aran Khanna mit einer selbst entwickelten Browser-Erweiterung für Google Chrome eindrucksvoll belegt.
Da Khanna im Juli ein Praktikum bei Facebook starten soll und das Unternehmen ihn gebeten hat, diese Browser-Erweiterung zu deaktivieren, ist das Tool derzeit nur mit etwas Trickserei nutzbar. Die Digital-Redaktion von t-online.de hat die Erweiterung namens "Marauders Map" ("Karte des Herumtreibers") getestet.
Das zeigt die "Marauder-Map" über ihren Facebook-Standort an
Marauder-Map zeigt Standorte
Khanna hat sein Karten-Tool nach der Zauberkarte aus den Harry-Potter-Büchern benannt, die den Aufenthaltsort jeder anderen Person in der Zauberschule Hogwarts zeigt. Ein passender Name, denn die Erweiterung blendet eine Karte ein, sobald die Nachrichtenübersichtsseite von Facebook geöffnet wird.
Fast so wie bei Harry Potter erscheinen die verkleinerten Facebook-Profilfotos auf der Karte und zeigen den letzten bekannten Standort der Personen an, mit denen der Nutzer gechattet hat.
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Bewegungsprofile deutlich erkennbar
Damit nicht genug: Klickt der Nutzer ein solches Symbol an, wird die Standort-Historie für diese Person angezeigt. Und je weiter im Chat-Verlauf der Person zurück geblättert wird, um so mehr Ortsmarken tauchen auf. Die Ortsmarken sind mit Linien verbunden, sodass Bewegungsprofile erkennbar sind. Klickt der Nutzer auf eine Ortsmarke wird Datum und Uhrzeit des Aufenthalts angezeigt.
Der Autor dieses Artikels hat im Selbstversuch sein Bewegungsprofil auf der Karte ausgewertet. Das Tool zeigte sehr treffend, dass er häufig zwischen Wohnort und Arbeitsplatz hin und her pendelt und wo er sonst noch war. Selbst der einige Monate zurückliegende Urlaub in Dänemark war noch nachvollziehbar.
Bietet ein solches Bewegungsprofil genügend Daten und stehen weitere Informationen wie die Anschrift eines Nutzers zur Verfügung, lassen sich irgendwann auch tägliche Routinen, regelmäßige An- und Abwesenheitszeiten und mehr Fakten analysieren. Khanna konnte so nachvollziehen, wann und wie oft einer seiner Studien-Kollegen in welchem Hörsaal sitzt. Daraus konnte er dessen Stundenplan ableiten.
Facebook wertet genauer aus
Was hier mit einer von einem Studenten nebenher zusammen gebastelten Browser-Erweiterung funktioniert, betreibt Facebook natürlich viel methodischer und genauer. Khanna hat bei der Analyse der durch den Messenger übermittelten Standortdaten herausgefunden, dass diese tatsächlich auf den Meter genau erfasst werden.
Nutzerdaten und Informationen über die Mitglieder sind für Facebook bares Geld, denn je genauer das soziale Netzwerk seine Mitglieder kennt, umso maßgeschneiderter kann Werbung für diese eingeblendet werden.
Standortfreigabe in den Apps abschalten
Wer sich nicht dergestalt auf Schritt und Tritt verfolgen lassen will, sollte die Standortauswertung für die Smartphone-Apps von Facebook abschalten. Zum einen für den Messenger und zum anderen auch für die reguläre Facebook-App. Wer hier sehr konsequent vorgeht, wird auf Khannas Marauder-Map ab dem Zeitpunkt der "Ortungsblockade" nicht mehr auftauchen.
Wer im normalen Internetbrowser in Facebook chattet, erzeugt dabei keine exakten Standortmeldungen. Zudem ist der Standort eines ortsfesten Computers weniger interessant, als mobil erfasste Ortsmarken. Deshalb greifen die Apps, sofern man es zulässt, auf die GPS-Ortung des Smartphones zu und melden ständig an Facebook weiter, wo sich ein Nutzer gerade aufhält.
Fazit:
Khannas kleines Experiment zeigt nur die Spitze des Eisbergs der Möglichkeiten, die Facebook mit der Auswertung von Standortdaten und den zahlreichen weiteren Informationen seiner Mitglieder hat. Deshalb ist es wichtig, sämtliche Datenschutzfunktionen von Facebook zu nutzen , die Ortungsfunktionen der Apps zu sperren und zudem auch "Datensparsamkeit" auf Facebook und anderen Diensten zu wahren. Wer Facebook und Co. alles erzählt und jede leere Fragebogenzeile ausfüllt, darf sich nicht beschweren, wenn das soziale Netzwerk alles weiß.
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